Schredd's Australien Blog

Saturday, February 24, 2007

Ich wollte mal ein Lebenszeichen von mir geben. Wobei: Leben! Ich hätte gerne eins. Immerhin gibt es ab und zu Zerstreuung – am letzten Wochenende war ich auf der Geburtstagsfeier einer Freundin von Jenna. Da musste man erstmal an einem Security Guard vorbei. Vor ein paar Jahren ist denen die Bude von sog. "Gatecrashern" eingerannt worden. Sobald sich rumspricht, dass irgendwo eine Party startet, kann es passieren, dass ca. 200 ungeladene Gäste vor der Tür und bald überall im Haus stehen, mit entsprechenden Konsequenzen fürs Interieur. Auch immer wieder faszinierend: Der Tod lauert im Hinterhof bzw. an der Gartenpforte, welche zum Kanal und Bootsanleger führt. Der Kanal ist mit Bullenhaien verseucht und der Gedanke, morgens aufzuwachen und aus seinem Zimmer auf ein potentiell tödliches Gewässer zu starren, ist immer wieder bizarr. Weitere Erkenntnisse des Abends: Jenna kann keinen Alkohol mehr vertragen und hat in den Rinnstein gebrochen (nachdem ich ihr Salzwasser gebracht habe, damit sie ihren Mageninhalt nicht im Taxi verteilt).


Mittlerweile ist Espen aus Norwegen wieder eingetroffen. Der hat mich am nächsten Tag zu "Fishos" geschleppt (bzw. ist dem Wunsch seiner Freundin gefolgt, die dort hinwollte), einer Art Freiluftbar, die man am besten betrunken und im Kombination mit dem eigenen Zynismus und dem seiner Begleiter genießen kann. Das interessanteste an diesem Etablisment ist noch die Tatsache, dass dort Anfang der 90er Jahre Nirvana als Support der Violent Femmes gespielt hat. Was aber niemanden interessiert hat. Visionäre wohnen halt woanders. Nirvana und die Violent Femmes wurden mittlerweile durch eine Coverband ersetzt. Bei "Sweet Home Alabama" hätte ich mich gerne im angrenzenden Yachthafen ertränkt.


Aber es gibt noch Lichtblicke. Die ewige Wahrheit: Das Swinging Safari ist einfach der beste Club around, einer der alles richtig macht. Keine Bogans (wer zu faul ist auf den Link zu klicken: kein White Trash), relaxed, intim, eine ewige House Party (in dem Sinne, dass es eben ein altes Holzhaus ist). Gestern hat dort eine Band unbekannten Namens gespielt: Samples, Keyboards, Bongos, eine Gitarre und Gesang sind eine elektronische, sehr tanzbare Mischung eingegangen, bei der ich nicht mehr stillhalten konnte. Das mag auch daran gelegen haben, dass meine gesamte Begleitung auf die Tanzfläche wollte und ich somit keine Wahl hatte. Der Wohnzimmerboden hat gebebt!


Ansonsten freue ich mich auf das nächste Wochenende in Brisbane stattfindende Laneway Festival (mit Yo La Tengo, Peter, Bjorn and John, The Walkmen, Camera Obscura, The Sleepy Jackson etc.). Endlich mal wieder Konzerte! Noch dazu findet hier am 1.April die Erwachsenenversion vom Big Day Out Festival statt – das V-Festival. Auch wenn die Pixies, Jarvis Cocker, The Rapture usw. stark zum Ticketkauf animieren erstmal sehen was die Finanzen machen...

Labels: , ,

Saturday, February 03, 2007

Hier noch ein paar Fotos aus Taiwan.






Lesen, lesen, lesen und immer an die Fakten fic… Eh, an die Literaturliste denken. Kein Wunder, dass ich hier nichts erlebe (wer weiss auch wozu das gut ist). Nun, der Betreuer/ die Uni fordert's und recht haben sie. So verlief der Australia Day, ein nationaler Feiertag, an dem der Landung der ersten Flotte gedacht wird, recht unspektakulär. Über Bücher gebückt halt und dann abends im Chophouse über das ein oder andere Bier, während die Gedanken um den relativ sorglosen Umgang mit nationalen Symbolen im subkulturellen Kontext kreisten. Überall Flaggen, Sticker usw; ungewohnt aber in der Lockerheit nicht bedingungslos unsympathisch; auch wenn an der Gold Coast natürlich ein Drang zum Hurra-Patriotismus herrscht; zudem markiert dieser Tag gleichzeitig den Beginn der systematischen Unterdrückung der Uhreinwohner. Trotzdem oder gerade deswegen frage ich mich ob Deutschland irgendwann ein ähnlicher Umgang mit nationalen Feiertagen gelingt, ob z.B. eines Tages ohne schlechtes Gewissens der weltweit einzigartigen friedlichen Wiedervereinigung und dem Übergang zu einer gesamtdeutschen Demokratie gedacht wird (zumal ob des Fehlens eines so düsteren Hintergrundes wie bei der "Entdeckung" Australiens)? Auf freudvolle Art und Weise, ohne widerliche rechte Elemente und deren Vereinnahmung von Symbolen, die uns allen gehören? Und ist der so beliebte Lokalpatriotismus nicht eh die spiessigere Version von Patriotismus?

Anyways, um nicht komplett von Videospieltheorien in den Wahnsinn (bzw. die miese Laune/ Misanthropie) getrieben zu werden – lesen, eine halbe Stunde über den Sinn nachdenken, eine weitere halbe Stunde über die Bedeutung für die eigene Arbeit nachdenken – bin ich mit Jenna für einen Tag nach Brisbane gefahren. Endlich mal wieder innerstädtisches Leben; das sollte ich öfters machen. Ich sollte dahin ziehen.

Stattdessen muss ich mich mit der Einschreibung an der HFF rumplagen. Eigentlich müsste ich persönlich erscheinen, aber aus nahliegenden Gründen ist das schwierig – und das haben wir ja noch nie gehabt, und ihre Eltern, ja ob das geht weissichjetztauchnichtgrllllhmmmm… Sie klingen immerhin bemüht. Worauf es mir letzten Endes ankommt, ist ein offiziellerer Auftritt. So will (muss) ich beispielsweise noch ein paar Interviews führen, da ist eine Anfrage per Uni-Email sicherlich erfolgsversprechender. Immerhin erleide ich keine gravierenden Nachteile, sollte die Ostbürokratie meiner neuen Uni sich zu sehr anstellen (notfalls benutze ich halt meine alte australische Uni-Email Adresse).

The good news: Jenna hat fast das Geld für ihr Ticket nach Deutschland zusammen, Mitte August ist es dann soweit. Wie aufregend!! Auch für mich.