Schredd's Australien Blog

Monday, January 15, 2007

Mein erste Reaktion auf die Nachricht, dass meine Eltern einen China Airlines Flug gebucht hatten, war: "Sagt es mir ehrlich, haben wir Geldprobleme?!". Der allzu niedrige Preis schien als Vertrauensbasis nicht geeignet und auch die Behauptung man sei Taiwans größte Airline lies die Skepsis nicht weichen. So kann man irren: Der Service war gut, das Entertainmentsystem besser als bei Cathay Pacific, bei der Beinfreiheit gab es nichts zu bemängeln.
Einzig Taiwan fand ich nicht allzu aufregend, wobei ich mich dank Jet Lag auch in einem Zustand befand, der der kulturellen Wertschätzung des Landes nicht förderlich war. Der von irgendeinem Ministerium gesponserte Ausflug in einen Vorort von Taipeh war zwar recht interessant, wenn auch eine einzige Propagandaveranstaltung. Und zwar für China, zumal für unseren Guide zu keinem Augenblick Zweifel an der Zugehörigkeit Taiwans bestanden und überhaupt alles Gute aus China kommt und man auch lieber keine Fragen stellen sollte. Ihr westlichen Teufel! Wobei der Tempel am Anfang der Tour wirklich beeindruckend war, dann driftete es allerdings in arg touristische Gefilde und Gegenden, in denen man kitschige bis schöne in jedem Fall aber teure Keramik kaufen konnte, ab. Danach bin ich mit einem Deutschen und einem Australier nach Taipeh selbst gefahren. Ich habe gleich an Credibility verloren, als ich zum Mittagessen, anstatt irgendwas landestypisches zu bestellen ("They have awesome beef noodles here" so der weltgewandete aber U2 T-Shirt tragende Australier), zu McDonalds gegangen bin. Na und?! McDonalds hat mir auf noch keiner Reise den Magen verdorben und wer weiss, was die in ihre Nudeln tun! Da siegt Paranoia eben über kulinarische Offenheit.
Danach ging es auf das höchste Gebäude der Welt, das Taipeh 101, dessen Architektur ironischerweise an übereinandergestapelte Pappschachteln vom Asia-Imbiss erinnert. Mit dem schnellsten Fahrstuhl der Welt geht es in 37 Sekunden in den 90. Stock und auch wenn Taipeh nicht die schönste Aussicht ist (es fehlt irgendwie eine aufregende urbane Landschaft wie in Hong Kong oder New York), die Höhe ist schon spektakulär. Für noch mehr spektakuläre Details siehe auch den Wikipedia Artikel.
Anschliessend habe ich noch flugs einen iPod gekauft, ist ja alles so schön billig da. Aber es kann natürlich nie billig genug sein, weswegen ich erstmal nach einem Studentenrabatt gefragt habe, welcher aber nicht gewährt wurde, so dass meine zweite Frage einer Steuerrückerstattung galt. Daraufhin wurde mir ein Formular ausgehändigt, welches ich, nachdem wir zurück zum Flughafen gefahren sind, sogleich freudig bei der Zollbehörde eingereicht habe, nur um gesagt zu bekommen, dass die verwirrten Verkäufer mir den falschen Wisch mitgegeben haben. immerhin gab es dann noch im Duty Free Shop die Liter-Flasche Absolut für ca. zehn Euro (eine Stange Zigaretten hätte man bereits für sieben Euro bekommen können, amüsanter Name inclusive: "Double Happiness").
Der Flug nach Brisbane verlief dann problemlos, auch wenn, so fies es klingt, hier der Standort der Airline in gewisser Weise von Nachteil war – im Hinblick auf die restlichen Passagiere, in dem Sinne, dass Körperfunktionen in diesem Teil der Welt halt öffentlicher ausgelebt werden (man vergleiche mit diesem Artikel). Lautes Schmatzen als Anerkennung des Essens sowie das vernehmliche Nasehochziehen nach wirklich jedem! gesagten Satz (der ältere Herr hinter mir) sind für westliche Ohren eher ungewohnt. Für meine zumindest. Aber gut, andere Länder…
Jetzt also wieder Australien. Das ging mal wieder alles viel zu schnell. Das nächste halbe Jahr werde ich auch noch überleben.