Schredd's Australien Blog

Friday, August 25, 2006

Ein untrügliches Zeichen dafür, dass man auf der falschen Party ist, ist wenn die Mehrheit der weiblichen Gäste die Paris Hilton Single nicht aus Neugier sondern aus Empathie hört. Dabei ist es auch völlig egal, dass es sich bei diesen Gästen um wohlgeformte Norwegerinnen handelt - irgendwo muss die Toleranz einfach mal enden (an dieser Stelle muss ich mich doch zusammenreissen keine schiefen, völlig aus den Proportionen geratene Vergleiche mit dunklen Kapiteln deutscher Geschichte anzustellen). Aber gut, die Chance, dass einem auf einer Wine and Chesse Party eine typische Horde "Gold Coast Norwegians" auflauert, sind nun einmal signifikant hoch. Der Gold Coast Norweger zeichnet sich gemeinhin dadurch aus, dass er, gefördert durch surreal hohe Steuern im drittreichsten Land der Welt, einem eher aufwendigen, Richtung Party gravitierenden Lebensstil frönt, welchen er, abgesehen von seinem Hang zum Bling, aber nur bedingt nach außen trägt, da er gerne unter sich bleibt bzw. Menschen, die nicht in sein Weltbild fallen, konsequent ignoriert. Kurzum: Ein schwer zu ertragender Menschenschlag. Gott sei Dank war im Chophouse noch "UK Punk Tribute Night".
"Jetzt mal im Ernst, was ist denn mit der Wohnung?"… Eine Frage, die man nicht gerne hört, besonders dann, wenn sie von der Nachmieterin gestellt wird, die im selben Atemzug erwähnt, dass ihr Freund Klempner ist, und dass da im Bad doch das ein oder andere Problem... ABER was soll's? Zumal die richtige Grundeinstellung bei ihr ja vorhanden ist. Eine Freundin von Jenna wusste zu berichten, dass sie von ihr auf den Muff angesprochen, nur geantwortet hätte, dass der Geruch von Gras das eh alles in absehbarer Zeit überdecken würde. So ist's richtig! Immer schon das ganze Geld für Drogen ausgeben und nicht für Miete! Es gibt ja auch noch viel wirkungsvollere, teurere Chemie unter deren Einfluss man den ganzen Laden wunderbar im Zeitraffer ruinieren kann!
Ich habe übrigens am Dienstag einen sehr bewegenden Film gesehen. "2:37", geschrieben von einem mal gerade 20-jährigen Australier (Murali K. Thalluri), begleitet sechs Teenager über einen Schultag hinweg und behandelt dabei Drogensucht, Vergewaltigung, Homosexualität, Depression. Das alles kulminiert in einem Selbstmord; wie bei einer Art perverser Lotterie fragt man sich, wen es trifft bzw. welcher der Charaktere sich zu diesem drastischen Schritt entschließt, denn Motive haben alle. Was dem Film dabei zusätzliche Glaubwürdigkeit verleiht, wenn auch eine, die einem fast Schauer über den Rücken laufen lässt, ist die Tatsache, dass Thalluri den Film nach einem fehlgeschlagenen Versuch, sich das Leben zu nehmen, geschrieben hat. In nur 36 Stunden.
Wie ich einem Stadtmagazin aus Brisbane entnehmen kann, haben die Kritiker, die sich nicht an den 15 Minuten dauernden Ovationen in Cannes beteiligt haben, vor allen Dingen die starke Nähe zu Gus van Sant's "Elephant" bemängelt. Mag sein, ich habe ihn nicht gesehen. Wenn aber eben dieses Stadtmagazin schreibt, dass "2:37" van Sant's "selfrighteous pretentiousness" zu vermeiden weiss, dann bin ich dem sehr geneigt zu glauben, zumal der letzte Film, den ich von ihm gesehen habe – "Last Days" – das Paradebeispiel eines prätentiösen, selbstverliebten Kunstfilms ist, der mich in ähnliche Sphären des Wahnsinns getrieben hat wie "L'amour, l'argent, l'amour" (Ein "Mahnmal für alles, was am Kunstfilm schlecht sein kann"). "2:37" nimmt seine Charaktere ernst und behandelt sie mit Respekt, erhöht aber nichts, beobachtet nur und wirkt in diesem Realismus äußerst beklemmend.
Was das ganze Erlebnis übrigens noch sehr australisch gemacht hat, war der Geruch von Rauch, der durch die Klimaanlage in den Saal gepustet wurde. Rauch von nahen Buschfeuern...

2 Comments:

Anonymous Anonymous said...

I inclination not agree on it. I assume warm-hearted post. Specially the title-deed attracted me to review the unscathed story.

8:42 AM  
Anonymous Anonymous said...

Nice dispatch and this post helped me alot in my college assignement. Thank you as your information.

6:37 AM  

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