Schredd's Australien Blog

Monday, July 16, 2007

Neuseelands Südinsel
Der Anfang war nicht sonderlich vielversprechend. Zwei Missverständnisse mein australisches Visum betreffend, haben mich um viel Schlaf und noch mehr Nerven gebracht. Eine lange, komplizierte Geschichte, die sich nach etwa einer Stunde Schlaf um fünf Uhr morgens am Air New Zealand Schalter am Flughafen von Christchurch geklärt hat. Es konnte losgehen. Die Strecke nach Dunedin war nicht sonderlich aufregend. Vielleicht lag es auch an mir. Ich war müde, mir war kalt, wir hätten durch wunderschöne Pazifikdörfer fahren können, irgendwas hätte mir wahrscheinlich trotzdem nicht gefallen. Auf der anderen Seite: Einsame, windschiefe und halbtote Ortschaften sehen auch bei bester Laune immer noch abgewrackt aus (der englische Einfluss??).
Leider bin ich erst am frühen Nachmittag in Dunedin angekommen, so dass ich es nicht mehr zu den Pinguinen auf der vorgelagerten Halbinsel geschafft habe; zu dem Zeitpunkt wurden einfach keine Touren mehr angeboten. So bin ich dann in leicht geistiger Abwesenheit (Schlafmangel) durch die Stadt geschlurft, um mich früh ins Bett zu legen.
Die Sightseeingtour am nächsten Morgen war kurzweilig und informativ. Ich habe gelernt, dass die Stadt ca. 130.000 Einwohner hat, davon sind 25.000 Studenten – wenn man in NZ Medizin studieren will, geht das nur in Dunedin – übrigens walisisch (gällisch, alt-schottisch??) für Edinburgh, ein Hinweis auf die schottischen Gründervater. Weitere Highlights: Baldwin Street, mit immerhin 35% die steilste Straße der Welt sowie die Cadbury Schokoladenfabrik. Besonders niedlich an letzterer waren die aufgekratzten Kinder auf der Tour, welche gierig nach den Proben gelangt haben. Aber der Anblick von mehr als 2000 Tonnen Schokolade im Zentrallager war schon beeindruckend.
Es folgte eine Bahnfahrt durch wildromantische, menschenleere Landschaften, gefolgt von einer Bustour durch nicht minder romantische und menschenleere Landschaften. Ziel der Reise: Queenstown. Hier war die Skisaison im vollen Gange, es ist schliesslich gerade tiefster Winter auf der Südhalbkugel, wobei die Temperaturen mühelos -5 Grad erreichen können. Ein recht harscher Übergang, wenn man bedenkt, dass ich den Grossteil der letzten zwei Jahre ausschliesslich in tropischer Umgebung verbracht ergo nicht die richtige Kleidung habe. Die Antwort lag im Zwiebelprinzip, zwei T-Shirts, ein bis zwei Pullover und zwei Jacken haben für ausreichend Wärme gesorgt. Gerade so eben.
Von Queenstown aus ging es zum atemberaubenden Milford Sound. Ein Fjord an der Ostküste, der in seiner unbegreifliche Schönheit kaum zu beschreiben ist. Weswegen ich es auch gar nicht erst versuche.
Meine freien Tag in Queenstown, in dessen Umgebung übrigens viele Szenen aus Herr der Ringe gedreht wurden, habe ich zum einen mit Ausschlafen verbracht, zum anderen mit Jet-Boat fahren und Kiwi gucken. In einem offenen Boot mit 80 km/h über den örtlichen See und den angrenzenden Fluss zu düsen ist bei Temperaturen um den Gefrierpunkt eine recht frostige Angelegenheit (Gott sei Dank wurden einem Handschuhe gestellt). Die Kiwis waren wirklich nieeeedlich, nur leider sind sie akut vom Aussterben bedroht, da eingeschleppte Nager jeglicher Couleur sich an den Eiern zu schaffen machen. Little known fact: Im Verhältnis zu seiner Körpergröße legt der Kiwi das größte Ei aller Vögel. In menschlichen Dimensionen gesprochen: Das ist etwa so, als wenn eine Frau ein 17kg schweres Kind gebiert.
Dafür sind Opossums eine Pest. 60 Millionen von denen, eingeschleppt aus Australien, fressen den Wald leer und werden mit brachialen Methoden bekämpft (u.a. Gift). Opossum Wolle soll übrigens sehr warm und angenehm sein...
Am nächsten Tag ging es weiter zum Franz Josef Gletscher, wie der Milford Sound ebenfalls an der Ostküste und in einem der regenreichsten Gebiete der Welt gelegen (ca. sieben Meter pro Jahr), so dass es sich um einen der wenigen Gletscher handelt, die bis an Regenwald heranreichen. Spektakulär, urzeitlich und umwerfend schön. Gerne auch ein wenig durchgeschüttelt, da sich hier zwei Kontinentalplatten aneinander reiben, mit der Folge, dass pro Jahr ca. 2000 Erdbeben zu verzeichnen sind, die meisten davon unterirdisch.
Den letzten Tag vor meiner Abreise habe ich mit einer Bahnfahrt im Tranz Alpine Express von Greymouth nach Christchurch verbracht, also einmal von Ost nach West über die ganze Insel und die Gebirgskette in ihrer Mitte. Auch wenn schneebedeckt Berge, kristallklare Flüsse und von Gletschern geschaffene Täler irgendwann anfangen sich zu ähneln, so war doch auch dieser Trip sehr, sehr beindruckend. Wie das ganze Land – was diese Art von Landschaft anbelangt, definitiv einer der schönsten Teile der Welt, die ich je besuchen durfte.
Für mehr Fotos, siehe Facebook: Teil 1 und Teil 2





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